Darum sind Wildbienen so wichtig!

Das Insektensterben macht auch vor den Wildbienen nicht halt. In Deutschland gibt es etwa 560 Wildbienenarten, wovon laut Roter Liste 31 Arten dieser Bestäuber vom Aussterben bedroht sind, 197 gefährdet und 41 Arten auf der Vorwarnliste stehen. Warum es manche Wildbienenarten schwerer haben zu überleben als andere, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Bestäuber-Leistung

Vor allem wegen ihrer Bestäuber-Leistung sind Wildbienen wichtig für ein Ökosystem. Schätzungsweise 30 % der weltweiten Bienenarten sind auf bestimmte Pflanzenarten oder -Familien spezialisiert und sammeln nur bei diesen Blüten Pollen und Nektar. Im Laufe der Evolution haben sich Blumen und Bienen immer stärker aneinander angepasst und sind zum Teil vollends aufeinander angewiesen. Fehlt der Blume die Bestäubung, kann sie keine fruchtbaren Samen ausbilden, fehlt der Biene hingegen die Nahrung, wird sie verhungern. Spezialisierte Wildbienen befruchten ihre Trachtpflanzen meist äußerst effektiv.

Spezialisten haben es schwerer

Die Anpassung an eine bestimmte Blütenart und damit eine Spezialisierung ist dabei eine Anpassung an eine ökologische Nische. Solange diese ökologischen Nischen bestehen bleiben und Nahrungspflanzen für streng oligolektische Bienenarten verfügbar sind, ist deren Überleben in den meisten Fällen gesichert. Fällt die einzige Nahrungsquelle weg, kann ein Spezialist nicht einfach auf eine andere Nahrungsquelle zurückgreifen, wie es ein Generalist (polylektische Wildbiene) in einer solchen Situation tun würde.

Die starke Spezialisierung mancher Wildbienenarten war ursprünglich eine Anpassung an die Nahrungskonkurrenz durch andere Bienen und Bestäuber. Mithilfe strenger Ausrichtung und Anpassung des Körperbaus konnten sie im Kampf ums Überleben ihre eigene Nische erfolgreich besetzen. Streng spezialisierte Wildbienen haben im Laufe der Zeit ihre Flugzeit perfekt an die Blütezeit ihrer Trachtpflanzen angepasst.

Durch den Eingriff des Menschen in die Natur sind viele artenreiche Naturstandorte verloren gegangen. Polylektische Wildbienen konnten bei der Veränderung ihrer Umwelt einfach ausweichen, den oligolektischen Arten blieb dieser Ausweg verwehrt. Dabei sind es nicht nur Trachtpflanzen, die spezialisierte Wildbienen dringend brauchen, sondern auch Pflanzen, an denen zum Beispiel Nistmaterial oder Nahrung für die Brut gesammelt wird.

Die Auen-Schenkelbiene und was wir von ihr lernen können

Die Auen-Schenkelbiene (Macropis europonea) ist Wildbiene des Jahres 2020. Sie ist auf den gewöhnlichen Gilbweiderich angewiesen, dieser wächst vorzugsweise in feuchten Habitaten wie an Teich- oder Flussufern. Nur der Gilbweiderich enthält das für die Larven lebensnotwendige Blütenöl- und Pollen.

Im Gegensatz zu anderen Bienen, die Nektar-und Pollen sammeln, macht die Schenkelbiene einen Ölkuchen aus dem gesammelten Blütenöl und Pollen des Gilbweiderichs. Der Energiegehalt des Ölkuchens ist größer als die übliche Larvennahrung von Bienen aus Nektar und Pollen. Aber nicht nur das, die Auen-Schenkelbiene nutzt das Öl um ihre Brutnester, die sie bevorzugt in feuchtem Boden nahe von Bachen und anderen Gewässers baut, zu imprägnieren, um so ihre Brut vor Feuchtigkeit und Schimmel zu schützen. Mit Ausnahme von der Furchenbiene Lasioglossum calceatum fliegt keine andere Bienenart die Blüten des Gilbweiderichs an. Nektar liefert die Ölpflanze nicht, zur schnellen Energieversorgung fliegt die Schenkelbiene ganz gar nicht wählerisch verschiedene Blüten an.

Trotz ihrer starken Abhängigkeit vom Gilbweiderich gilt die Auen-Schenkelbiene Macropis europonea und ihre Schwester, die Wald- Schenkelbiene Macropis fulvipes aktuell als nicht gefährdet. Hier hat sich die starke Anpassung an eine einzige Trachtpflanze scheinbar immer noch bewährt.

Von der Natur zur Technik

Die Hinterbeine der Biene sind mit besonderen Borsten ausgestattet, die es der Biene erlauben, das Blütenöl effektiv aufzunehmen. Die speziellen Haare nehmen kein Wasser, sondern nur Öl auf und das äußerst effektiv. Genau nach diesem Vorbild hat man ein Tuch entwickelt, das zum Beispiel bei einem Ölunglück eingesetzt wird. Im Vergleich zu dem vom Menschen nachgemachten Prinzip ist die Biene noch tausendfach effektiver. Wir können also noch jede Menge von Bienen lernen! 

*Titelbild: Closeup shot of a Macropis europaea bee sitting on a blooming yellow flower (AdobeStock: von Wirestock)

     

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