Hummel – vom Wildtier zum Arbeitstier

Schon seit Jahrzehnten sind Hummeln ein wesentlicher Bestandteil zur Produktion von Obst- und Gemüse in Gewächshäusern oder in Folientunnel. Denn ohne Bestäubung gibt es keine oder nur eine unzureichende Fruchtbildung. Hummeln haben sich als die idealen Bestäuber im Gewächshaus entpuppt, da sie dank ihres massigen Körpers und ihrer Schüttel- und Brummtechnik sogar den Pollen von Tomaten herausschütteln. Außerdem schaffen sie es, sich im Gewächshaus ohne Probleme zu orientieren. Versuche mit Honigbienen scheiterten kläglich, da es die Tiere nicht schafften, sich zu orientieren.

Weltweit arbeiten jährlich über 1 Millionen Hummelvölker in Gewächshäusern und sorgen emsig dafür, dass die Blüten von Erdbeeren, Tomaten und Co. bestäubt werden. Der Einsatz von Hummeln ist für die Betreiber einfach, günstig und zuverlässig. Kein Wunder, dass sie praktisch zur Standardausrüstung im Unterglasanbau von Früchten gehören.

Wo kommen die Hummeln her?
Käufliche Hummeln sind keine Wildtiere. In Deutschland ist es streng verboten, Wildtiere aus der Natur zu entfernen. Möchte ein Wissenschaftler Versuche mit Hummeln durchführen, muss er zunächst viele bürokratische Hürden meistern. Um das zu umgehen, fanden Hummelforscher vor etwa 30 Jahren Wege, die Tiere zu züchten. Diese Nachkommen sind nach dem Gesetz her keine Wildtiere mehr und dürfen frei gehandelt werden. Die Hummeln in den Gewächshäusern werden also jedes Jahr nur zu diesem Zweck gezüchtet. Wie genau die Hummelzucht funktioniert, ist bei den etwas 30 weltweit bestehenden Unternehmen ein streng gehütetes Geheimnis.

Darum sollte man lieber keine Hummeln kaufen
Für knapp 90 Euro kann man im Internet bequem per Mausklick ein ganzes Hummelvolk kaufen, mitsamt Zuckernahrung, einsatzbereitem Hummelvolk samt Kasten und „Produktbeschreibung“. Bei diesem recht erschwinglichen Preis mag so mancher Naturfreund auf die Idee kommen, sich ein solches Hummelvolk in den Garten zu holen. Dabei gibt es gleich mehrere Gründe, warum das keine gute Idee ist.

  • Die Vorfahren der Erdhummeln aus den Züchtungsanlagen kommen aus der Türkei und Griechenland. Die Unterart Bombus terrestrisch dalmatius eignet sich für eine kommerzielle Zucht besonders gut. Die Erbanlagen dieser Einwanderer können sich mit den einheimischen Hummeln vermischen. Dabei sind die heimischen Hummelvölker immer bestens an die lokalen Gegebenheiten angepasst, genau dieser Vorteil verschwindet, wenn sich gezüchtete Hummeln mit den wilden vermischen.
  • Die Gesundheit der gekauften Hummelvölker ist fragwürdig. Während Krankheiten an Wildbienen gut erforscht sind, steckt man bei den Hummelkrankheiten noch in den Kinderschuhen. Dabei konnten in den USA schon Nachweise erbracht werden, dass gezüchtete Hummeln ihre wilden Verwandten mit Krankheiten angesteckt haben, wenn diese aus dem Gewächshaus entkommen sind.
  • Ein Tier ohne Rechte. Während es zumindest in Deutschland ein recht strenges Tierschutzgesetz gibt. Schwebt die gezüchtete Hummel praktisch im luftleeren Raum. Da sie kein Wirbeltier ist, wird sie vom Tierschutzgesetz nicht erfasst und man darf mehr oder weniger alles mit ihr anstellen, was man will. Es wird sogar ausdrücklich empfohlen, Zuchthummeln, die ihren Dienst im Gewächshaus getan haben, zu verbrennen oder zu erfrieren.

Zwar mag man argumentieren, dass es ja auch Auswilderungsprojekte von bedrohten Tierarten gibt, die von Naturschützern durchgeführt werden. Allerdings wissen diese Leute in der Regel, was sie tun und es handelt sich immer um bedrohte und stark bedrohte Arten. Die Erdhummel ist keine bedrohte Art, auch Zeiten des Insektensterbens ist die Hummel immer noch weit verbreitet und bislang muss man keine Sorgen haben, dass die Erdhummel so schnell ausstirbt. Viel besser als mit gekauften Hummelvölkern können wir der Art helfen, indem wir unsere Gärten Bienen- und Hummelfreundlich gestalten.

Wem die Praktik so gar nicht behagt, dass Hummeln in Massen gezüchtet werden, im Gewächshaus ihr Leben verbringen und am Ende als „Dank“ für die Bestäuberleistung verbrannt werden, der kauft am besten saisonal und regional. Bei allem was frei auf dem Feld wächst darf man sich sicher sein, dass die Blüten einmal von freilebenden Hummeln, Bienen und Co. bestäubt wurden.

     

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