Steckbrief: Auen-Schenkelbiene Macropis europonea
Die Auen-Schenkelbiene beobachten
Um diese besondere Wildbiene zu finden, kann man ab Ende Juni für 4 bis 6 Wochen an Gilbweiderich Beständen nach ihr Ausschau halten. Besonders die Männchen patrouillieren unaufhörlich an den Gilbweiderich Beständen in dem Bemühen, sich mit einem Weibchen zu paaren. Sie verlassen die Bestände nur, um an nahe gelegenen Blüten Nektar zu sammeln.
Die Weibchen hingegen sind mit Nestbau und Proviantbeschaffung für ihre Nachkommen beschäftigt. Sie haben die Angewohnheit, beim Blütenbesuch ihre Beine nach hinten abzustrecken, sodass nur noch die mit Öl und Pollen bepackten Hinterbeine herausschauen, während der Rest der Biene in der Blüte verschwunden ist. Die Nester legt die Biene versteckt unter Moos und anderen Pflanzen an, nur ein kleines Häufchen Erde am Eingang lässt auf ein Schenkelbienennest schließen.
Gilbweiderich als Energielieferant für Auen-Schenkelbienen
Die Auen-Schenkelbiene ist Wildbiene des Jahres 2020. Sie ist auf den gewöhnlichen Gilbweiderich angewiesen, dieser wächst vorzugsweise in feuchten Habitaten wie an Teich- oder Flussufern. Nur der Gilbweiderich enthält das für die Larven lebensnotwendige Blütenöl- und Pollen.
Im Gegensatz zu anderen Bienen, die Nektar-und Pollen sammeln, macht die Schenkelbiene einen Ölkuchen aus dem gesammelten Blütenöl und Pollen des Gilbweiderichs. Der Energiegehalt des Ölkuchens ist größer als die übliche Larvennahrung von Bienen aus Nektar und Pollen. Aber nicht nur das, die Auen-Schenkelbiene nutzt das Öl um ihre Brutnester, die sie bevorzugt in feuchtem Boden nahe von Bachen und anderen Gewässers baut, zu imprägnieren, um so ihre Brut vor Feuchtigkeit und Schimmel zu schützen. Mit Ausnahme von der Furchenbiene Lasioglossum calceatum fliegt keine andere Bienenart die Blüten des Gilbweiderichs an. Nektar liefert die Ölpflanze nicht, zur schnellen Energieversorgung fliegt die Schenkelbiene ganz unwählerisch verschiedene Blüten an.
Trotz ihrer starken Abhängigkeit vom Gilbweiderich gilt die Auen-Schenkelbiene Macropis europonea und ihre Schwester, die Wald- Schenkelbiene Macropis fulvipes aktuell als nicht gefährdet. Hier hat sich die starke Anpassung an eine einzige Trachtpflanze scheinbar immer noch bewährt.
Was wir von der Auen-Schenkelbiene lernen können: Von der Natur zur Technik
Die Hinterbeine der Biene sind mit besonderen Borsten ausgestattet, die es der Biene erlauben, das Blütenöl effektiv aufzunehmen. Die speziellen Haare nehmen kein Wasser, sondern nur Öl auf und das äußerst effektiv. Genau nach diesem Vorbild wolle Wissenschaftler ein mehrschichtiges Tuch entwickeln, das zum Beispiel bei einem Ölunglück eingesetzt werden kann. Im Vergleich zu dem vom Menschen nachgemachten Prinzip ist die Biene noch tausendfach effektiver. Wir können also noch jede Menge von Bienen lernen!
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